Unser Leben in "la capital"

die ersten zwei Monate

Wie versprochen kommt jetzt auch der Eintrag zu unserem Leben und unserer Freizeit außerhalb des Projekts. 

Als wir gerade neu in Santo Domingo, von dem Großteil der Dominikaner nur "la capital" genannt, angekommen sind, hat uns der Anblick der Stadt erstmal erschlagen. Sie wirkte auf den ersten Blick grau und schmutzig und schien nur aus großen mehrspurigen Straßen zu bestehen, auf denen sich die Autos drängten.

So kam es, dass wir in der ersten Woche das Haus kaum verließen. Wir erinnern uns beide noch gut daran, wie in der ersten Woche sogar schon der Einkauf wie eine Herausforderng schien. In einer Stadt, in der es kaum Fußwege gibt, von Fahrradwegen ganz zu schweigen, wie soll man da von A nach B kommen, wenn man die Sprache nicht sicher beherrscht und vom Netz der öffentlichen Verkehrsmittel sowieso keine Ahnung hat?

Doch schnell entdeckten wir die Uber App für uns und schon bald konnten wir uns problemlos hin und her bewegen.

 

Lektion 1: Uber ist dein bester Freund

 

Dann nahmen wir uns auch vor der Stadt nochmal eine Chance zu geben und sie besser kennenzulernen und entdeckten so, nach und nach wirklich schöne Ecken und unzählig viele Möglichkeiten Dinge zu unternehmen.

Wir haben unsere Freizeit bisher größtenteils damit  verbracht die verschiedenen Malls und Einkaufszentren zu erkunden, durch die "Zona Colonial" zu schlendern oder uns mit anderen Freiwilligen zu treffen. Ein Ausflug führte uns sogar schon zu Ikea (und ja, für alle die es sich fragen: sogar die legendären Kötböllar haben es in die Karibik geschafft), wo wir uns mit verschiedenen Dingen eingedeckt haben um unser Häuschen in ein richtiges "Freiwilligenquartier" zu verwandeln.

Wir haben uns außerdem an dominikanischen Gerichten probiert, sind kläglich gescheitert, haben aber nicht aufgegeben, sodass uns mittlerweile frito verde und mangú, sowie arroz con habichuelas y aguacate, gerne auch mal als Mittagessen in die Schule begleiten.

Das funktioniert aber auch erst richtig gut seit Villas Schulköchin Ana so lieb war und mir (Paulin) in der Mittagspause gezeigt hat, wie man, sowohl die Kochbananen, als auch die Salami richtig anbrät. In ein bis zwei schnellen Handgriffen hatte sie die Banane geschält und geschnitten, wo wir sonst auch gerne mal zehn Minuten für brauchen.

Dabei habe ich zwei entscheidende Dinge über die dominikanische Art zu kochen gelernt:

 

Lektion 2: Die Dominikaner benutzen beim Kochen gerne Öl und davon nicht zu knapp

 

Zunächst war ich ganz erschrocken, als Ana eine ordentliche Portion Öl in die Pfanne goss und kurz darauf die Bananenscheiben auf Tauchgang schickte. Im Nachhinein kann ich allerdings bestätigen, dass mir die frito verde noch nie besser gelungen sind.

 

Lektion 3: Todo con mucha paciencia ( alles mit ganz viel Geduld)

 

So lautete Anas Kochmotto, was ich mir in Zukunft auch zu Herzen nehmen werde.

 

Nach kurzer Zeit entdeckten wir auch den Colmado Richards in unserem Viertel, nicht weit von unserem Haus entfernt, woraus eine Tradition entstand:

Jeden Freitag nach der Arbeit spazieren wir nun dort hin und holen uns ein Feierabendbier "una fria presidente"

 

Lektion 4: An dominikanisches Bier könnten wir uns gewöhnen

 

Auch die beiden San Christobal Freiwilligen, Lars und Lea, waren uns schon besuchen und dieses Wochenende statten wir ihnen in ihren Gastfamilien einen ersten Besuch ab, wovon wir sicherlich auch noch berichten werden.

 

Zwischendurch kommt es hier auch vor, dass es lange Wochenenden gibt, wo dann entweder der Freitag oder der Montag zusätzlich frei sind. An diesen Wochenenden gehen wir gerne auf kleine Reisen das Land erkunden. Unsere erste Reise führte uns nach Carbarte, ein kleines Städtchen im Norden der Insel,  bekannt für seine einzigartigen Surf- und Kitespots. Und wer weiß, vielleicht werden wir uns im Laufe dieses Jahres auch noch im Surfen probieren. Denn was gibt es cooleres als in der Karibik surfen zu lernen?

Nun steht uns auch schon bald unsere nächste Reise bevor, auf die uns Lars und Lea sogar begleiten werden. Diesmal geht es für uns nach Bayahibe, ein Ort weiter östlich von Santo Domingo, wo uns laut Reiseführer ein atemberaubender Nationalpark und die schönsten Strände des Landes erwarten.

 

Lektion 5: Die Dominikanische Republik ist so klein, dass man problemlos an einem einzelnen Wochenende bis auf die andere Seite der Insel fahren kann.

 

Unser Alltag außerhalb der Arbeit ist unter der Woche sehr beschränkt, daher nutzen wir unsere Freizeit gerne produktiv und haben Mitte Oktober mit einem Tanzkurs angefangen. Es gibt hier im Land drei führende Tanzarten: Bachata, Merengue und Salsa.

Momentan besuchen wir einen Bachatakurs. Immer Dienstags und Donnerstags geben wir unter Anleitung unseres lustigen Tanzlehrers, zusammen mit anderen Dominikanern, zur Bachatamusik unser Bestes.

Während Noemi sich schon relativ gut anstellt, und vom Tanzlehrer sogar Komplimente bekommt wie, dass sie das Blut einer "echten Latina" in sich trägt, ist es mir schlicht weg ein Rätsel, wie man Schultern und Hüften gleichzeitig im Rythmus bewegen soll und dabei weiterhin den richtigen Schritten zu folgen.

 

Wenn man sich in einem neuen Land und in einer neuen Kultur zurechtfinden muss, ist es vollkommen normal hin und wieder in das ein oder andere Fettnäpfchen zu treten. In diesen vergangenen zwei Monaten mussten wir daher schon einiges an Rückschlägen einstecken und des Öfteren über uns selbst lachen.

Bei unserer ersten Begegnung mit der lang gefürchteten "Cucarracha" (Kakerlake), oder wie wir sie nennen: den Tod auf 6 Beinen, ist, außer einem hysterischen Anfall und einer Nacht, die wir zu zweit in einem Bett, sicher unter einem Mückennetz verbracht haben, nicht viel rumgekommen. Doch schon bald darauf sagten wir den ekeligen Krabbeltieren den Kampf an und legten uns ein Antikakerlakenspray zu. In dieser ewig andauernden Schlacht steckten wir sowohl Niederlagen, als auch Triumphe ein und lernten einige entscheidende Sachen über diese Tiere, die sogar schon vor der ersten Eiszeit existierten.

 

Lektion 6: Kakerlaken können fliegen

Lektion 7: Sie sind nachtaktiv

Lektion 8: Wenn man sie morgens irgendwo im Haus auf dem Rücken liegend vorfindet, bedeutet das nicht, dass sie tot sind, sondern sie schlafen in dieser Position und sind jederzeit in der Lage aufzuspringen und loszuflitzen

 

Mittlerweile sind Noemi, Ich und das Antikakerlakenspray jedoch ein eingespieltes Trio und die Art und Weise wie wir die, gar nicht mal so kleinen, Viecher erledigen, haben wir bis ins letzte Detail perfektioniert.

 

Auch eine Sache, die wir erst am eigenen Leib erfahren mussten, um daraus zu lernen, ist Folgende:

Wenn man zum Großeinkauf keine eigenen große Tasche mitnimmt, ist man völlig verloren-  so dachten wir.

In dominikanischen Supermärkten stehen hinter den Kassen extra "Einpacker", die einem die Einkäufe alle einzeln, feinsäuberlich in Tüten einpacken. Gedacht ist eigentlich, dass diese speziellen "Einpacker" einen dann, mitsamt dem vollgepackten Einkaufswagen, zum Auto begleiten, einen beim Beladen des Kofferraums helfen und dafür ein kleines Trinkgeld bekommen. Da uns dies aber niemand zuvor erklärt hatte, fingen wir nach dem Bezahlen eifrig an, die Tüten wieder aus dem Wagen zu räumen, uns damit zu bepacken und anschließend den völlig verdutzten "Einpacker" mit dem leeren Einkaufswagen zurückzulassen.

Wie es eigentlich richtig funktioniert erklärte uns später erst Christel, die am Auto auf uns wartete und ganz erstaunt fragte, ob wir vorhatten unsere Armmuskeln zu trainieren.

 

Etwas ganz Dummes ist uns erst diese Woche passiert- woraufhin wir auch erstmal in den Konsequenzen baden mussten. Wortwörtlich...

Und zwar haben wir es geschafft unser Haus zu überfluten, wodurch sich unser Wohnzimmer kurzzeitlich in einen Swimmingpool verwandelt hat. Das ganze fing damit an, dass wir für einen kurzen Zeitraum kein fließendes Wasser hatten.  Das passiert in letzter Zeit öfter, da unser Haus ein wenig renoviert wird. Beim mehrfachen Testen aller Wasserhähne, welche wir auf- und zudrehten, in der Hoffnung wenigstens fürs Duschen noch ein wenig Wasser zu bekommen, haben wir wohl vergessen alle Hähne wieder zuzudrehen. Und als das Wasser in unserer Abwesenheit dann wieder floss ist es passiert... Als wir wiedergekommen sind, erwartete uns dann die böse Überraschung. Somit haben wir den ganzen Abend damit verbracht möglichst viel Wasser mit unseren Duschhandtüchern aufzusaugen und sie mit vereinten Kräften auf der Terasse auszuwringen- dieser Vorgang wurde dann gefühlt 100 Male wiederholt. Etwas positives hatte das Missgeschick dennoch: zum einen müssen wir jetzt erstmal nicht mehr wischen und zum anderen sind alle Kakerlaken im Umkreis von Esstisch bis Backofen erfolgreich ertränkt worden.

 

Lektion 9: Immer alle Wasserhähne richtig zudrehen

 

Wir hoffen euch hat unser erstes Update über unser Leben außerhalb der Arbeit gefallen und wir freuen uns schon uns demnächst hoffentlich regelmäßiger zu melden.

 

Ganz liebe Grüße

Noemi & Paulin

 

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